Ist Konzern-HR cleverer als Millionen Jahre Evolution?

Skills nutzen wie die Natur statt Kapitalvernichtung: ein Denkanstoß

Die Evolution hat über Millionen Jahre hinweg gelernt wie wichtig Erfahrung ist. Gerade beim Menschen investiert die Natur daher in erfahrene Gruppenmitglieder. Großunternehmen fällt es scheinbar schwer diese Skills zu nutzen. Sie investieren eher in die die Vernichtung von Humankapital. Ist das sinnvoll und was wäre die Alternative?

Erfahrene Gruppenmitglieder sind im Tierreich extrem wichtig

Wer mich kennt weiß, dass ich gerne von der Natur und von traditionellen Kulturen lerne. Klar, die Überlebensstrategien von Walen oder prähistorischen Menschen passen nie 1:1 auf die Herausforderungen der digitalen Gesellschaft. Aber es hilft oft, sich von der Natur Inspiration zu holen oder gängiges Denken in Frage zu stellen. Daher hat dieser Artikel des Guardian über den Erhalt der Biodiversität mich zum Nachdenken gebracht. Es war mir nicht neu, dass ältere Mitglieder oft eine entscheidende Rolle in Tiergruppen spielen:

Elefantenherden nutzen die Skills alter Mitglieder
  • Die alten Matriarchinnen, die Elefantenfamilien anführen, kennen die Wege zu versteckten Wasserstellen, die seit Jahrzehnten ungenutzt sind. Außerdem spielen sie eine entscheidende Rolle bei der Erziehung des Nachwuchses anderer Herdenmitglieder, beim Erhalt des sozialen Gefüges innerhalb der Gruppe und den Beziehungen zu anderen Familien.
  • Die ältesten Mitglieder eines Fischschwarms finden die besten Futterplätze.
  • Die älteren Löwinnen geben spezielle Jagdtechniken für bestimmte Beutetiere an die Rudelmitglieder weiter – oft maßgeschneidert für das jeweilige Rudel.

Menschen zerstören Strukturen für kurzfristigen Gewinn

Die im Artikel zitierte Forschung zeigt leider, dass menschliches Eingreifen insbesondere erfahrene Tiere tötet. Mit potenziell verheerenden Folgen für die betroffenen Gruppen. Wilderer, die mit modernen Schnellfeuergewehren und Hubschraubern ausgestattet sind, können die Tiere mit dem meisten Fleisch, den längsten Hörnern oder den schwersten Stoßzähnen leicht ins Visier nehmen. Dadurch richten sie einen unverhältnismäßig großen Schaden in natürlichen Populationen an – sogar mehr, als wir bisher dachten.

Der letzte Satz des Artikels brachte mich auf einen neuen Gedanken: Menschen töten nicht nur erfahrene Tiere. In der Unternehmenswelt werden auch die erfahrensten Mitarbeitenden aussortiert. Nein – soweit ich weiß, hat HR noch nicht angefangen, Kolleg*innen über 55 zu erschießen. Einstellungsprozesse und Auswahlkriterien für Personalabbau tendieren allerdings dazu, ältere zu diskriminieren. Und es wird noch schlimmer: Frühverrentungsprogramme zahlen oft große Summen, damit ältere Kolleginnen und Kollegen das Unternehmen verlassen – ohne Leistung oder Fähigkeiten zu berücksichtigen.

Wo Natur die investiert, bauen wir ab

Lasst uns mal einen Schritt zurücktreten und fragen: „Was würde Mutter Natur davon halten?“ In Millionen Jahren der Evolution hat sie Tiergruppen so organisiert, dass sie von der Erfahrung älterer Mitglieder profitieren und deren Skills nutzen. Obwohl diese Individuen über ihren reproduktiven Höhepunkt hinaus sind und vielleicht zu langsam, um selbst eine Antilope zu fangen, stellt die Natur sie ins Zentrum des sozialen Gefüges, damit die Gruppe davon profitieren kann. Je komplexer und ausgefeilter die sozialen Beziehungen sind, desto wichtiger sind die „Ältesten“. Man würde gerne glauben, dass ein internationales Unternehmen mit >10.000 Mitgliedern der Spezies „Homo Sapiens“ ausgefeilter organisiert ist als eine Herde Elefanten – auch, wenn ich persönlich da nicht so sicher bin.

Was vielen nicht bewusst ist: Bei uns Menschen ist die Evolution sogar noch einen Schritt weiter gegangen als bei den meisten Tieren. Wir gehören zu den wenigen Säugetierarten, bei denen das Überleben gezielt über die Zeit der Fortpflanzungsfähigkeit hinaus gesichert wird (die anderen Arten sind verschiedene Wale, während über Elefanten noch diskutiert wird).

Orca Wale zeigen postreproductive survival

Eines ist klar: die Evolution ist brutal. Wenn etwas nicht zur Weitergabe der Gene beiträgt, bekommt es keine Ressourcen. Es ist DNA-Kapitalismus in seiner reinsten Form. Über Millionen von Jahren hat diese Optimierungsmaschine entschieden, dass es sich lohnt, knappe Ressourcen (Nahrung, Pflege) in die Lebenserhaltung von Gruppenmitgliedern zu investieren, die auf den ersten Blick völlig nutzlos für den DNA-Kapitalismus erscheinen. Sie pflanzen sich nicht mehr fort. Vielleicht halten sie sogar die Gruppe auf. Ein großer Managementfehler? Nein! Es stellt sich heraus, dass diese enorme Investition bei Menschen und wenigen anderen Arten einen positiven ROI erwirtschaftet. Mit Ihrer Erfahrung helfen Alte ihren Kindern und Verwandten (die einige ihrer Gene tragen), zu überleben und sich weiter fortzupflanzen. (Hinweis an ältere CEOs: Dies ist NICHT auf die Anführer von Gruppen beschränkt!)

Skills nutzen oder Humankapital Abbauen?

Nun, liebe CHROs, wollt ihr uns also erzählen, dass in der heutigen Unternehmenswelt die Weisheit, die die Evolution über Millionen von Jahren implizit angesammelt hat, keinerlei Bedeutung hat? Dass es im Gegenteil sinnvoll ist, wertvolle Ressourcen (Geld, Arbeitgebermarke) zu investieren, um die Älteren loszuwerden, die in den ersten 299.960 Jahren der Geschichte des Homo Sapiens so wertvoll waren?

Trotz Fachkräftemangel lassen Unternehmen ältere Arbeitnehmende ziehen, statt ihre Skills zu nutzen

In vielen Fällen mag das richtig sein. Wir dürfen ja annehmen, dass wir in den letzten 50 Jahren große Fortschritte gemacht haben. Und natürlich sind wir weder Wale noch Elefanten. Aber ich denke dennoch, dass wir von der Natur lernen können. Tatsächlich hat „Biomimikry“ als Disziplin in letzter Zeit an Bedeutung gewonnen. Es ist inzwischen allgemein anerkannt, dass sie nicht nur für die Gestaltung physischer Produkte hilfreich ist (der japanische Shinkansen-Zug und der Eisvogel sind das am häufigsten zitierte Beispiel), sondern auch für Prozesse und Organisationen.

Der Kingfisher (Eisvogel) stand Pate für die neue Schnauze des Schinkansen Zugs (Biomimikri)

Alles, worum ich bitte, ist: Geht mal einen Schritt zurück, zieht die Weisheit der Natur in Betracht und überdenkt eure Entscheidung, bevor das Unternehmen das nächste Mal Erfahrung ignoriert.

Ich verlange nicht, diesen Kampf mit einem steinzeitlichen Faustkeil anzutreten. Die menschliche Genialität hat moderne Cloud-Softwarelösungen hervorgebracht, die (relativ) einfach zu implementieren und kontinuierlich zu verbessern sind. Sie helfen dabei

  • Karrieren zu planen
  • Fähigkeiten und Kompetenzen zu identifizieren
  • Skills zu nutzen
  • Möglichkeiten zu schaffen
  • Schulungen zu organisieren und
  • Personalressourcen zu planen.

Also: lasst uns reden!

Wird die ökonomische Evolution den Unternehmen Recht geben, die in moderne, digitale Talentmanagement Prozesse investieren und Skills nutzen, oder denen, die Vorruhestandsprogramme finanzieren?

Meine Kolleg*innen und ich sind immer offen für ein Gespräch bzgl. der moderner moderner HR-Technologie. Mit oder ohne Inspiration durch die Natur, aber sicherlich mit Inspiration durch die SAP SuccessFactors HCM Lösung und Roadmap. Zum Beispiel an der ORBIS People HCM Konferenz.

Der Opportunity Marketplace in SAP SuccessFactors erlaubt es Mitarbeitenden, die richtigen Aufgaben zu finden, um ihre Skills nutzen zu können